Die dem Sehen zugrunde liegenden physiologischen Vorgänge sind vielschichtig, und umfassen ein weites Feld von der Absorption eines Lichtquants in den Photorezeptoren bis zu komplexen neurologischen Vorgängen im visuellen Cortex. Diese Vorgänge in der Netzhaut des Menschen zu visualisieren ist sowohl für die Forschung als auch für die klinische Diagnostik vieler Erkrankungen von großer Bedeutung.
In ihrem in den Proceedings of the National Academy of Science (PNAS) erschienen Artikel beschreiben Dierck Hillmann und Koautoren, dass optische Stimulation von Photorezeptoren zu nur wenige Nanometer große Änderungen in den Photorezeptor-Endsegmente führt, welche mit der in Lübeck entwickelten Full-Field Swept-Source OCT vermessen werden können. Damit wurde das bisher von vielen internationalen Gruppen vergeblich verfolgtes Ziel, optophysiologischer Messungen im Menschen an einzelnen Sehzellen durchzuführen, endlich erreicht!
Erstmal wurde ein wichtiger funktionelle Prozesse des Sehvorganges auf Einzelzellebene visualisiert und es ergeben sich völlig neuen diagnostischen Möglichkeiten, die es jetzt zu evaluieren gilt. Aber auch das Verständnis der dem Sehvorgang zu Grunde liegenden Mechanismen und Entwicklung innovativer Therapiemöglichkeiten wie Gen- und Stammzelltherapie mögen entscheidend von einer nicht-invasiven Einzelzell-Optophysiologie profitieren.
Der Open-Access-Artikel kann kostenlos unter http://www.pnas.org/content/early/2016/10/10/1606428113 heruntergeladen werden.
Die Forschung wurde durch das BMBF im Rahmen des Verbundes Innovative Imaging & Intervention in early AMD (iCube 98729873C and 98729873E) gefördert.